In Europa wird Kaufsucht erst seit Anfang der 90er Jahre erforscht. Der Begriff beschreibt das plötzlich auftretende Bedürfnis, anfallartig Konsumgüter zu kaufen. Die Frage, ob die Güter benötigt werden, spielt dabei kaum eine Rolle, der Kauf sorgt für eine kurzzeitige Befriedigung des Süchtigen. Meist tritt Kaufsucht bei Menschen auf, die ein geringes Selbstwertgefühl haben und dieses durch den Kauf von teuren oder exklusiven Konsumgütern kompensieren wollen. Eine Studie über Kaufsucht aus dem Jahr 2001 hat gezeigt, dass damals rund sieben Prozent der deutschen Erwachsenen kaufsüchtig sind oder sich anfällig für diese Krankheit zeigen. Der Frauenanteil lag bei rund 66 Prozent. Die Unterschiede zwischen exzessives Kaufverhalten und Kaufsucht sind nicht klar definiert. Kaufsüchtige empfinden das Erlebnis des Einkaufens als Chance, sich ihrer Probleme zu entledigen oder es zumindest für kurze Zeit zu vergessen. Ist der Rausch vorbei, werden die erworbenen Güter zu Hause gehortet, oft werden sie jedoch nicht einmal ausgepackt, da sie faktisch nicht benötigt werden. Dem Hochgefühl des Kaufrausches folgt die Ernüchterung und das schlechte Gewissen wegen der unnötigen Einkäufe. Kaufsüchtige neigen wie Betroffenen von stoffgebundenen Süchten dazu, ihr Verhalten zu steigern. Die befriedigende Wirkung wird nur erzeugt, wenn die Einkäufe größer und teurer werden. Entzugserscheinungen zeigen sich im Kontrollverlust und der Unfähigkeit, nicht einzukaufen. Betroffenen brauchen ärztlichen Rat oder die Hilfe von Beratungsstellen.